Rückschau

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2022 | G. F. Händels «Messiah» – mit Bezügen zu heute

VON PETER SURBER

Der chorwald und das Appenzeller Kammerorchester bringen Händels «Messiah» zur
Aufführung – im englischen Original und mit Zwischenspielen, die das 18. mit dem

21. Jahrhundert verbinden. Das Meisterwerk ist am 10., 11. und 16. Dezember in
Teufen, Altstätten und Trogen zu erleben.
Händels Oratorium von Geburt, Tod und Auferstehung Jesu, 1742 uraufgeführt, ist eines der
populärsten Chorwerke der Musikgeschichte. Alle kennen das «Hallelujah» – nicht weniger
eindringlich und effektvoll sind aber viele andere Stücke, darunter Chorsätze wie «And He
shall purify», «For unto us a child is born», der tiefgründige Chorus «Since by man came
death» oder Soloarien wie «I know that my Redeemer liveth».
«Eine wunderbare Musik, die das Herz direkt berührt», sagt Dirigent Jürg Surber. Und
zugleich stelle sich die Frage: «Wie hören wir Menschen des 21. Jahrhunderts dieses Werk
und seine Botschaft?» Zwischen der Ankündigung der Geburt des Messias und den
Zukunftsvisionen nach der Auferstehung tun sich die grossen Themen der menschlichen
Existenz auf. Ihnen wird in drei kurzen «Interludien» Raum gegeben. Die Zwischenspiele
nehmen musikalisch Motive von Händel auf und spiegeln textlich Vergangenheit und
Gegenwart.
Drei Scheinwerfer auf damals und heute
In einem ersten Einschub wird es ganz konkret: mit Kindernamen aus den Geburtenregistern
der drei Aufführungsorte Trogen, Teufen und Altstätten, aus dem 18. Jahrhundert und aus
dem Jahr 2022. Das «göttliche Kind» und die irdischen Kinder (einst viele Jacobs, Annas und
Barbaras, heute Kevin und Liam und Fiona…) treten in einen von der Oboe geführten Dialog
und münden in den jüdischen Hymnus «Adir hu».
«Und Friede auf Erden»: Das grosse Versprechen im Engelschor, aktueller und gefährdeter
denn je, ist eine zweite Kippstelle. Texte im Nachrichtenton berichten vom Frieden nach dem
Siebenjährigen Krieg im 18. Jahrhundert und von Krieg und Frieden heute. Streicher und
Fagott legen einen Klangteppich dazu, der Chor singt «Da pacem domine».
Das dritte Interludium schliesslich setzt am Tiefpunkt der Passion, nach der Kreuzigung ein
und fragt nach Glaubens- und Zukunftsperspektiven. Zu hören sind persönliche
Hoffnungssätze von Mitwirkenden, an deren Ende ein ukrainisches Alleluja erklingt – bevor
dann Händels «Hallelujah» mit Pauken und Trompeten das Auferstehungswunder feiert.
Musikalische Pracht, offene Form
Dass sich auch ein anspruchsvolles Meisterwerk wie der «Messiah» mit seinen virtuosen
Koloraturen und schnellen emotionalen Wechseln von engagierten Laienensembles
aufführen lässt, davon ist Dirigent Jürg Surber überzeugt. Zugleich sei es das Anliegen der
Aufführenden, bei aller musikalischen Pracht nicht über die Inhalte hinwegzuhören. Die
«Interludien» sollen «im positiven Sinn Betroffenheit» auslösen: mit einer offenen Form, die
das Publikum einlädt, eigene Bezüge zum Inhalt des Oratoriums herzustellen.
Damit haben die Interpret:innen Erfahrung: Bereits in früheren Projekten mit Mozarts
«Requiem» und Bachs «Weihnachtsoratorium» haben der chorwald und das
Kammerorchester unter ihrem gemeinsamen Dirigenten Alt und Neu auf inspirierte Art
verknüpft.
Die Interpret:innen
Dem Aufführungstermin vor Weihnachten entsprechend erklingt der «Messiah» in einer
gekürzten Fassung; einige Passagen aus den späteren Teilen rund um Auferstehung und
Himmelfahrt fallen weg. Die Soli singen Suzanne Chappuis (Sopran), Isabel Pfefferkorn (Alt),
Jens Weber (Tenor) und Jonas Jud (Bass). Die Zwischenmusik schrieb Dirigent Jürg Surber,
die Textauswahl besorgte Heidi Eisenhut, Sprecherin ist Nathalie Hubler. Der chorwald und
das Appenzeller Kammerorchester musizieren unter der Gesamtleitung von Jürg Surber.
Sa, 10.12.22, 19:30, Ref. Kirche Teufen
So, 11.12.22, 17:00, Kath. Kirche Altstätten
Fr, 16.12.22, 19:30, Kirche Trogen

Eintritt frei, Kollekte

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Interludien >

www.chorwald.ch
www.kammerorchester-ar.ch

2022 | G. F. Händels «Messiah» – ein monumentales Werk

Nach Mozarts Requiem und dem Weihnachtsoratorium von Bach bringen der chorwald und das Appenzeller Kammerorchester erneut ein grosses oratorisches Werk gemeinsam zur Aufführung: den «Messiah» von Georg Friedrich Händel, zu hören in der (gekürzten) englischen Originalfassung am:

  • Samstag, 10. Dezember 2022, 19.30 Uhr, ref. Kirche Teufen
  • Sonntag, 11. Dezember 2022, 17.00 Uhr, kath. Kirche Altstätten
  • Freitag, 16. Dezember 2022, 19.30 Uhr, Kirche Trogen

Konzertdauer zwei Stunden ohne Pause
Eintritt frei, Kollekte

Die Solistinnen und Solisten sind Suzanne Chappuis, Sopran; Isabel Pfefferkorn, Alt; Jens Weber, Tenor; Jonas Jud, Bass; Nathalie Hubler, Rezitation. Leitung: Jürg Surber.

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Händels «Messiah»: ein monumentales Opus magnum aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das als Zusammenfassung der Heilsgeschichte der christlichen Welt Jubel über die Ankunft des Messias und Schmerz über seinen Opfertod gleichermassen verbindet und schliesslich im tröstenden Wissen um das «Gotteslamm», das «hinwegträgt die Sünde der Welt», endet. Wie hören wir Menschen des 21. Jahrhunderts dieses Werk und seine Botschaft? Zunächst hören wir eine wunderbare Musik, die das Herz direkt berührt. Bei der Beschäftigung mit dem Gehalt der Texte greifen wir drei Aussagen heraus, von denen wir vermuten, dass wir auf ähnliche Weise davon angesprochen sind wie die Mitwirkenden und das Publikum der Erstaufführungen im Jahre 1742: die Verkündigung der Geburt des Heilsbringers und die bange Frage dabei, wer bestehen kann
in seinem Angesicht (but who may abide the day of his coming), die Friedensbotschaft der Engel (and peace on earth), die auf unsere Erfahrung prallt, wie labil Frieden bis heute ist, und zuletzt das Erleben des tiefsten Schmerzes in der Kreuzigung (he was despised and rejected), verbunden mit der Frage nach der Hoffnung für die Welt danach.

Um diesen Aussagen nachzugehen und unsere – im positiven Wortsinn – Betroffenheit zu befragen, halten wir dreimal inne. Wir tun dies mit drei kurzen Interludien in einer Überlagerung von Text und Musik, die jeweils mit einer Liedmelodie in den nächsten Teil des Oratoriums überleiten. Die drei Lieder stammen aus der jüdischen (Hymnus «Adir hu»), der abendländisch-christlichen («Da pacem Domine» aus Taizé) und der orthodoxen Tradition («Aliluja» aus der Ukraine).

Für die Aufführungen in der Adventszeit kürzen wir den «Messiah» um einige Teile, insbesondere um die Passagen des zweiten Teils, die Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten zum Thema haben. Die von Händel und seinem Librettisten Charles Jennens gewählte Form des Oratoriums mit drei Teilen wird durch diese Kürzungen sowie durch die drei Interludien zu einer vierteiligen Struktur umgedeutet. Auf die Verkündigung folgt die Erzählung der Geburt, darauf der Tod am Kreuz und im letzten Teil die Hoffnung für uns Menschen, die sich in der christlichen Vorstellung durch die Auferstehung manifestiert und im berühmten Halleluja eine unsterbliche musikalische Ausprägung gefunden hat.

2022 | Frühjahrskonzerte des chorwald

Im März 2022 realisieren der chorwald unter der Leitung von Jürg Surber zusammen mit dem Komponisten Peter Roth ein gemeinsames Projekt mit vier Konzerten in den Kirchen Rehetobel, St. Maria Neudorf St. Gallen, Stein AR und Trogen.

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Aufführungen
Samstag, 19. März 2022, 19.30 Uhr, ref. Kirche Rehetobel
Sonntag, 20. März 2022, 17 Uhr, Kirche St. Maria Neudorf, St. Gallen
Samstag, 26. März 2022, 19.30 Uhr, Kirche Stein AR
Sonntag, 27. März 2022, 17.00 Uhr, Kirche Trogen

Das Projekt geht auf eine Anfrage von Peter Roth zurück, mit dem chorwald zusammen seine Psalmkantate «Vertraue und Dankbarkeit» zur Aufführung zu bringen. Die Kantate thematisiert, so der Komponist, die in der heutigen Zeit oft mangelnde Ehrfurcht vor dem Leben der Mitmenschen und Mitgeschöpfe sowie die weit verbreitete Unfähigkeit zur Dankbarkeit: «Entlang der Dialektübersetzung von Psalm-Texten aus der Bibel spannt sie den musikalischen Bogen von Unzufriedenheit und Klage über Staunen und Vertrauen bis zum jubelnden Dank.»

Katja Bürgler-Zimmermann und Katrin Abderhalden begleiten als Solo-Jodlerinnen zusammen mit der Brandhölzler Striichmusig den chorwald.

Ergänzt wird die Psalmkantate mit Kompositionen von Jürg Surber, die der Dirigent des chorwald für «seinen» Chor geschrieben hat. Die als Einzelwerke entstandenen Lieder werden für die Konzerte und Aufnahmen unter dem Titel «Wege ins Unbekannte» zusammengefasst. Neben der Vertonung eines der bekanntesten romantischen Gedichttexte «Schläft ein Lied in allen Dingen» von Joseph von Eichendorff sind es aktuelle Texte, darunter drei «Cevennengedichte» von Peter Surber, die den Kompositionen zugrunde liegen. Darin werden grundlegende Fragen der menschlichen Existenz angesprochen, die mit Bildern und Metaphern aus der Natur symbolhaft ausformuliert und in einer gemässigt modernen Tonsprache musikalisch umgesetzt sind.

Als Solistin wirkt die Sopranistin Suzanne Chappuis mit, begleitet wird der Chor von Milena Mateva (Klavier) und Martin Schumacher (Klarinette), die alle drei dem chorwald seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden sind.