Tägliche Archive: 11. Dezember 2023

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Konzert: Oh wunderbares tiefes Schweigen

von Charlotte Kehl (Text und Bilder)
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Grossartige Leistung des chorwald unter der Leitung von Jürg Surber am Samstag in der evang. Kirche in Herisau und am Sonntag um 17 Uhr in der evang. Kirche in Trogen.
Es ist das Herbstkonzert eines hervorragenden ChorWald, unter der Leitung von Jürg Surber, der einmal mehr mit einer einnehmenden, der Jahreszeit entsprechenden Stückwahl überzeugt. Der Chor vermag es, die Magie der Chormusik erklingen zu lassen und durch Töne und Klänge Stille und Schweigen hörbar zu machen.
Geistliche Chormusik aus unterschiedlichen Epochen und Weltgegenden steht im Zentrum der Konzerte. Die Werke stammen aus Barock und Klassik, aus der Romantik und aus dem 20. Jahrhundert und die Komponisten aus Russland, Deutschland, Wales, Norwegen, Afrika, Irland und der Schweiz. Stilistische Vielfalt, Werke aus verschiedenen Volksmusik-Kulturen und Solowerke für Klavier kommen zur Aufführung. „Die grösste Herausforderung für uns war der à Cappella-Gesang“, erklärt Chorleiter Jürg Surber. Jeder Chor ohne Begleitung hat die Tendenz zu sinken. Dem entgegenzuwirken war ein grosses Stück Arbeit. Es scheint gelungen. „Die Mitglieder des Chores – in der aktuellen Aufführung gut 50 Leute – arbeiteten seit den Sommerferien an diesem Programm“, sagt Surber. Etwa die Hälfte der Stücke wurde für dieses Konzert neu einstudiert.

Stilistische Vielfalt
Der Abend beginnt mit drei Miniaturen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und fährt nach einer kurzen Begrüssung und Einleitung des Chorleiters mit dem titelgebenden Felix Mendelssohn-Bartholdy-Stück: „oh wunderbares tiefes Schweigen“ fort – eine erste Herausforderung für den Chor, der die hohen Passagen mit Bravour meistert. Der zweite Mendelsohn „Sei stille dem Herrn“ eine Arie aus dem Oratorium „Elias“, ist ein Solo, von der reinen Sopranstimme von Suzanne Chappulis wunderbar interpretiert. Dass dritte Stück des deutschen Komponisten, Pianisten und Organisten aus der Romantik ist der Psalm 100 „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ – der Höhepunkt des romantischen Konzertteils.

Sturmgewitter und Stille
Nicht minder berührt Sergei Rachmaninows „Bogoroditse Devo“ (Nachtwache – Ave Maria). Im Februar Jahr 1915 komponiert war es eines seiner Lieblingsstücke und wurde als „die größte musikalische Errungenschaft der russisch-orthodoxen Kirche“ bezeichnet. Rachmaninow versteht sich in der konzertanten Elegie aus „Morceaux de fantaisie“ ganz besonders auf Stille und Schweigen, wenn leise schwebende Akkorde auf ein brausendes Sturmgewitter folgen und die hervorragende Pianistin, Milena Mateva, die Kirche Trogen mit Emotionen füllt.
Mit glockenhellen Frauenstimmen beginnt das bekannte Ubi Caritas von Ola Giejlo, wird von weichen Männerstimmen aufgefangen, um im Raum und in der Stille zu verklingen.

Volkslieder und grosser Applaus
Auch die darauffolgenden Volkslieder passen perfekt in die nach innen gekehrte Novemberstimmung. Das wendische Volkslied „mjej ty dobru noc“ in einem einfachen Satz erfordert genaue Stimmführung. Das afrikanische „Aye kerunene“ besticht durch einen erdigen Rhythmus und Karl Jenkins Adiemus klingt mit seiner Pseudosprache wie aus einer andern Welt.
Das Konzert schliesst mit einem „Irish Blessing“ und dem Psalm 23 aus Peter Roths Toggenburger Passion „Gott du bisch min Hirt“. Der grosse Applaus fordert natürlich eine Zugabe, welche mit „Schläft ein Lied in allen Dingen“, Text: Joseph v. Eichendorff, Komposition Jürg Surber, gerne gewährt wird.